Kennenlernen: Rebecca Passler

Viele Biathlonkenner erinnern sich an den Namen Passler. Johann war zwischen den 80er und 90er Jahren Olympiasieger und Weltmeister und nun führt Rebecca, seine Nichte, die Familientradition fort. Im vergangenen Winter, in ihrem ersten Jahr als Juniorin, holte sie drei Medaillen bei den IBU Junioren-Weltmeisterschaften in Obertilliach und hielt ihre Form aufrecht, um nur wenige Wochen später ein Podium im IBU-Cup-Sprint zu holen. Diese Ergebnisse überzeugten ihre Trainer, ihr eine Chance zu geben und im Sommer trat sie dem italienischen A-Team bei. Das Training an der Seite von Dorothea Wierer und Lisa Vittozzi war eine große Motivation für Passler, die sich nun auf den Wintereinbruch vorbereitet.P

BiathlonWorld: Das Wichtigste zuerst. Wie geht es Dir? Wie war der erste Sommer im A-Team?

Rebecca Passler: Ich fühle mich wohl und bin sehr glücklich mit den Trainingsmonaten. Es war eine großartige Chance, die mir gegeben wurde: Ich kannte alle anderen vorher, aber die Stimmung im Team ist großartig, was eine große Hilfe ist. Wir arbeiten hart an ein paar Details, die ich verbessern muss.

BW: Wie war das Training neben Dorothea Wierer und Lisa Vittozzi, zwei Sportlerinnen, die zu den Weltbesten gehören? Gibt es etwas Bestimmtes, das Du an ihnen bewunderst?

RP: Ich muss zugeben, dass das Training mit ihnen fantastisch ist, weil sie mir oft nützliche Tipps geben. Ich muss noch viel lernen, aber ich denke, es ist eine Ehre, neben einigen der besten Biathleten der Welt zu trainieren. Ich beobachte also sehr genau, was sie machen, wie sie trainieren und ihre Routinen, damit ich alles, was ich brauche, aufnehmen kann, und damit diese Impulse Schritt für Schritt einwirken können.

BW: Der letzte Winter war ein ziemlich überraschendes Jahr, vielleicht sogar für Dich selbst: Es war Deine erste Saison in der Jugendgruppe, aber Du hast sofort Podestplätze bei den Junioren-Weltmeisterschaften und im IBU-Cup geholt. Könntest Du erzählen, wie Du die Saison erlebt hast?

RP: Ich muss sagen, dass ich zu Beginn der Saison noch nicht einmal wusste, ob wir international antreten dürfen, also war ich einen ganzen Monat nur in Italien unterwegs. Als ich für den IBU-Cup ausgewählt wurde, war es mein Ziel, Erfahrungen mit der Veranstaltung und meinen Teamkollegen zu sammeln. Ich war natürlich sehr gespannt, wo mein Niveau liegt, zumal es dort ziemlich viele Athleten gab, die normalerweise auf der Weltcup-Tour antreten. Mit einem viel höheren Niveau, als ich es bei den Jugendwettbewerben zuvor erlebt hatte, war mein erster Podestplatz mit Daniele Cappellari in der Single-Mixed-Staffel eine große Überraschung.

Aber meine beste Erinnerung ist definitiv mit Obertilliach verbunden: Diese Junioren-Weltmeisterschaften werde ich nie vergessen, denn nach der ersten Medaille war ich viel entspannter und die Staffelmedaille war einfach ein unglaublicher Moment. Es ist fantastisch, das eigene Team ins Ziel zu tragen, all die Arbeit, die jeder von uns geleistet hat, abzuschließen und das Ergebnis im Ziel mit den Teamkollegen und Mitarbeitern zu feiern.

BW: Wie würdest Du Dich als Biathletin beschreiben? Gibt es einen Champion, den Du als Inspiration nimmst?

RP: Ich bin sehr entspannt, ich denke normalerweise nicht zu viel nach, wenn ich an Wettkämpfen teilnehme. Ich versuche, mich nur auf mich und das zu konzentrieren, was ich tun muss, vielleicht schieße ich deshalb oft sehr schnell. Aber das war schon immer bei mir so, man könnte sagen, mein Markenzeichen.

Aber wenn ich zwei Athleten nennen muss, von denen ich ein riesiger Fan war, dann waren es Martin Fourcade und Kaisa Makarainen.

BW: Biathlon scheint bei italienischen Jugendlichen immer beliebter zu werden und Deine Generation erzielt eine Reihe von Ergebnissen. Hilft diese Atmosphäre jedem von Euch zu wachsen und treibt sie Euch an, sich zu verbessern?

RP: Das sehe ich natürlich mit Stolz an: Dorothea (Wierer), Lukas (Hofer), Dominik (Windisch) und Lisa (Vittozzi) haben mit ihren Ergebnissen so viel dazu beigetragen, den Biathlon in Italien immer bekannter zu machen. Es ist auf jeden Fall eine tolle Inspirations- und Motivationsquelle für mich und das ganze Team, denn man sieht, dass es für uns Italiener möglich ist, mit den Weltbesten mitzuhalten.

BW: Apropos Motivation. Für Dich, aber auch Hanna Auchentaller und Linda Zingerle, muss mit der Olympiade 2026, die vor Deiner Haustür in Antholz stattfindet, eine extra Prise Motivation für die Zukunft geben. Denkst Du daran?

RP: Die Olympischen Spiele in der eigenen Heimatstadt zu haben, kann nicht jeder erleben und für uns alle ist es ein Traum und ein Ziel. Unsere Freunde, Familie und Fans sind alle hier und es wird definitiv ein Erlebnis fürs Leben, bei den Olympischen Spielen in Antholz zu rennen, aber bis dahin ist es noch ein langer Weg, also müssen wir uns auf jeden einzelnen Schritt auf dieser Reise konzentrieren.

BW: Was den Weg zum Biathlon angeht, wie hast Du angefangen? Hat es bei Deiner Wahl eine Rolle gespielt, einen Onkel zu haben, der zu den berühmtesten Biathleten des Landes gehörte?

RP: Ich habe mit 8 zum ersten Mal Biathlon ausprobiert. Ich wollte es probieren, weil meine ältere Schwester Greta und meine Freunde es alle machten und es hat mir sofort gefallen, wegen der Gruppe die wir hatten und weil es mir dabei half, meinen Kopf nach der Schule abzuschalten. 

Mein Onkel war natürlich ein Grund, warum ich den Sport ausprobieren wollte, aber ich denke auch, wenn man aus Antholz kommt, wäre es einfach komisch, wenn man den Sport nicht mindestens einmal im Leben probiert!

Als ich einmal angefangen habe, habe ich aber nie daran gedacht aufzuhören und hier bin ich heute!

BW: Letzte Frage, wer ist Rebecca Passler außerhalb der Strecke und der Schießanlage?

RP: Ich glaube, ich bin eine normale 20-Jährige: Ich mag es, meine Freunde zu sehen, in den Urlaub zu fahren und mit Make-up zu arbeiten. Ich bin Kosmetikerin und liebe es, Maniküren zu machen und Massagen zu geben.

Photos: Reichert, Deubert, Stancik/IBU and Rebecca Passler

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